Nach dem Ultra ist vor dem Ultra. Und da man seine Fehler ja nur einmal machen soll, wird es mal Zeit das eigene Rennen ein bisschen zu analysieren. Dabei möchte ich es mit der Theorie nicht übertreiben, weil die meisten Ultras aufgrund ihres Profils und der schieren Länge im Vergleich zu einem Straßenmarathon schlecht planbar sind. Das habe ich jedenfalls irgendwo aufgeschnappt und klingt logisch … bin ja noch nie nen Straßenmarathon gelaufen ;). Aber vielleicht lässt sich mit der ein oder anderen Änderung, oder einfach einem Gedanken im Hinterkopf, ein Rennen noch ein bisschen besser angehen. Sei es mit einem schnelleren Ergebnis, weniger Schmerzen oder einfach mit mehr und besseren Fotos am Ende.

Vorbereitung und Training

Ich bin mit meinem Ergebnis sehr zufrieden, und auch damit, wie ich mich in den Folgetagen gefühlt und erholt habe. Kein Vergleich zum Squamish50 im letzten Jahr, wo ich danach eine Woche ziemlich im Eimer war. Das hat natürlich auch mit sehr vielen anderen Faktoren zu tun, aber grundsätzlich war somit meine Vorbereitung wohl ganz ok.

Grundsätzlich lässt sich direkt aus Transvulcania wohl nicht wirklich viel Neues ableiten. Ich weiß, dass ich versuchen muss mehr Höhenmeter und technischere Passagen in meine Trainingsläufe einzubauen. Wer sich bei technisch anspruchsvollen Läufen anmeldet, sollte auch auf entsprechendem Terrain trainieren. Aber da ist schon was in Planung für den Sommer. Dazu kommt noch der Part, der wohl bei vielen Läufern in meiner Preisklasse am ehesten zu kurz kommt: Rumpf-Stabilität. Leider habe ich da noch nichts gefunden, was mich dauerhaft animiert regelmäßig zu trainieren. Aber den größten Unterschied zwischen Pros und Hobbyläufern konnte man im Rennhotel nicht an den Oberschenkeln oder Waden, auf den Tellern oder bei der Ausrüstung feststellen, sondern an der Muskulatur der Oberkörper. Da muss also was dran sein.

Renntaktik / Pace

Mein einziger Fokus liegt immer darauf das Rennen nicht zu schnell anzugehen. Ich bin in Squamish sehr gut damit gefahren mich beim Start im hinteren Drittel aufzuhalten und ganz gemütlich ins Rennen zu kommen. Beim Transvulcania tat ich es genauso, doch im Nachhinhein bin ich mir nicht sicher, ob das die beste Idee war, denn es gab hier drei Unterschiede zu Squamish:

  1. Deutlich mehr Teilnehmer
  2. Es geht vom Start weg steil bergauf
  3. Meine Leistungsfähigkeit hat sich im Vergleich verbessert

In Squamish startet man mit ein paar Hundert Leuten und dann geht es erstmal 10km flach dahin. Genug Zeit damit sich das Feld einigermaßen sortiert. Auf La Palma hingegen kam es beim Start zu einem langen Stau, weil sich 1500 Läufer erstmal auf einen schmalen, steilen Pfad pressen müssen. Das hat richtig viel Zeit gekostet und ich war bei der 1. Verpflegungsstation nach gerade einmal 6km schon über 20 Minuten hinter Steve zurück. 20 Minuten sind bei einem Ultra noch nicht die Welt, doch außerdem wurde ich auf Platz 1148 geführt. Ins Ziel kam ich als 442, musste also an knapp 700 Leuten vorbei. Am Ende waren gerade mal 2 Teilnehmer vor mir, die mehr Läufer überholen mussten. Und dieses Überholen war auf der Strecke immer recht mühsam, da die Wege meist schmal sind und das kurzzeitige Anziehen des Tempos durch den Sand mit viel Kraftaufwand verbunden ist. Deshalb habe ich mich gerade beim langen Aufstieg zu Beginn oft lieber eingereiht und deutlich langsamer gemacht als ich wollte, anstatt vorbei zu ziehen.

Offen bleibt die Frage, ob der positive Effekt des langsamen Tempos zu Beginn überwogen hat, oder ob das Überholen vielleicht sogar unnötig Kraft verbraucht hat. Sicher ist jedenfalls dass die 20 Minuten Zeitverlust durch Stau nicht notwendig gewesen wären. Dazu kommt, dass es für den Kopf natürlich toller ist, wenn man ständig andere überholt, anstatt selbst nach hinten durchgereicht zu werden. Vom Grundvorgehen des langsamen Einstiegs möchte ich auch nicht abweichen. Ich tendiere jedoch trotzdem dazu, dass es besser gewesen wäre das Rennen im Mittelfeld oder sogar im vorderen Drittel zu starten und dann etwas Gas rauszunehmen um der Meute erstmal davon zu laufen. Für zukünftige Rennen werde ich das im Hinterkopf behalten, wobei man immer die Teilnehmerzahl und das Streckenprofil berücksichtigen muss. Bei einem Lauf mit 200 Mann, hat man in diese Probleme eh nicht.

Ausrüstung

Schuhe

Ich hatte ein wenig Bedenken, ob meine neuen Salomon Sense Ultra 4 wegen der geringen Dämpfung die richtigen Schuhe sind, aber ich kam super damit klar. Auch der Grip war voll ausreichend auf dem Untergrund. Ich denke im tiefen Sand bringt einem auch ein aggressiveres Profil kaum Vorteile und für trockene, steinige Downhills finde ich den Schuh eh optimal. Auch Blasen habe ich mir keine gelaufen. Daumen hoch, sehr zufrieden.

Rucksack

Gleiches gilt für den Rucksack. Ich habe lange zwischen dem 5er und dem 12er Salomon Advanced S-Lab geschwankt und dann nach dem Aufstehen doch noch schnell alles aus dem 5er raus und in den 12er gepackt. Ich denke diese Entscheidung war die richtige. Zwar hätte auch alles in den 5er gepasst, aber dann wäre es sehr eng geworden. Es nervt mich immer, wenn ich im Rennen so lange rumfummeln muss, bis ich endlich irgendwas aus dem Rucksack gezogen habe. Ich werde auch in Zukunft bei Ultras auf den 12er setzen und den 5er bei kürzeren Strecken oder bei Trainingsläufen verwenden.

Kamera / Gopro

Hier habe ich noch nicht mein Setup gefunden. Diesmal hatte ich neben dem Smartphone (das man eh mitführen muss) noch die Gopro dabei. Für die habe ich aber keinen passenden Platz entdeckt. Ich hatte sie in einem Netz hinten im Rucksack und ich musste mir immer fast den Arm ausrenken, dass ich dran komme. Deshalb ist die Anzahl an Bildern auch recht übersichtlich, vor allem von der zweiten Hälfte des Rennens. Steve hat sein iPhone, mit dem er auch die Fotos macht, in einer der beiden Fronttaschen für die Getränkeflaschen und dafür eine Flasche hinten drin. Darauf hatte ich bisher keine Lust, weil ich immer recht viel trinke und gerne beide Flaschen griffbereit habe. Aber ich werde das demnächst mal ausprobieren.

Außerdem hat sich bei der Gopro diesmal wieder „Nothing new on race day“ bewahrheitet. Man muss bei einer Gopro wählen, welcher Modus beim Anmachen aktiviert wird: Video, Foto, Timelapse, etc. Das stand bisher immer auf Video. Wenn ich ein Foto machen wollte, musste ich also nach dem Anschalten immer zuerst den Modus umstellen. Vor Transvulcania habe ich das geändert und den Fotomodus als Standard gesetzt, weil ich eh häufiger Fotos mache. Die Folge: Ich dachte ich hätte ein paar geniale Videos von den Menschenmengen bei den Verpflegungsstationen und beim Zieleinlauf gemacht … Habe ich jedoch nicht. Da seit neustem der Fotomodus als erstes aktiviert ist, habe ich jeweils nur erwackeltes Foto geschossen. *heul*

Stöcke

Ich war ohne Stöcke unterwegs und gehörte damit wohl zur Minderheit. Und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass mir diese Dinger die Aufstiege um einiges erleichtert hätten, kann ich mich nicht mit ihnen anfreunden. Die Tatsache, dass ich gerade zu Beginn des Rennens mehrfach den Stöcken meiner Vorderleute ausweichen musste, hat mich in meiner Abneigung bestärkt. Vielleicht ist das ein bisschen masochistisch, aber ich werde auch weiterhin auf Stöcke verzichten.

Verpflegung

Was diesen Punkt angeht bin ich bisher immer ziemlich unvorbereitet in meine Rennen reingegangen. So auch diesmal. Während andere über die Geschmäcker, Kalorien und Konsistenz der Gels verschiedener Hersteller diskutierten, habe ich einfach 6 Snickers eingepackt und mich von dem ernährt was die Verpflegungsstationen im Angebot hatten. Leider habe ich beim Rennen immer das Problem, dass ich keinen Appetit auf feste Nahrung habe. Außer Obst ist alles recht mühsam zu essen. So musste ich auch diesmal wieder 45 Minuten auf einem halben Baguette rumkauen bis ich es endlich drin hatte. Folgendes habe ich zu mir genommen:

  • 3 Snickers (2 gegessen und 1 getrunken 😉 )
  • 2 Gels (gab es an den Stationen)
  • 2 Baguettebrötchen mit Käse und Schinken
  • An jeder Station Melone und Orangen
  • eine Hand voll Nüsse
  • 10-12l Flüssigkeit (geschätzt 3/4 Wasser, 1/4 Isodrinks)

Getränketechnisch habe ich eher weniger Probleme. Ich schwitze immer recht schnell und so kommt gar nicht die Gefahr auf, dass ich das Trinken vergesse. Auch schmecken mir die Isodrinks meist ganz gut, so dass ich nicht nur dauernd Wasser in mich reinschütten muss. Nur Cola geht irgendwie im Rennen nicht an mich. Im Vergleich zu anderen Läufern habe ich jedoch scheinbar recht wenig Kalorien zu mir genommen. Komplett verkehrt kann das für mich nicht gewesen sein, da ich ohne Krämpfe ins Ziel gekommen bin und auch sonst keine besonderen Beschwerden hatte (außer dem normalen „Wann-ist-das-endlich-rum-ich-möchte-sterben-und-mache-sowas-definitiv-nie-wieder-scheiße-scheiße“). Und wenn es funktioniert soll man ja auch nichts ändern. Trotzdem frage ich mich, ob mir gegen Ende vielleicht einfach der Sprit ausgegangen ist. Bis zum nächsten längeren Rennen werde ich mir hierzu was überlegen und darauf achten, dass ich unterwegs mehr Kalorien nachtanke. Da ich nicht glaube, dass das mit fester Nahrung bei mir was wird, muss ich mich wohl auch nach Gels oder ähnlichem umsehen. Dann habe ich wenigstens einen Vergleich. Und wenn ich da keinen positiven Effekt merke, bleibe ich eben in Zukunft bei meinen Snickers.