Noch 6 Wochen bis zum Basetrail und ich bin noch nie im Leben ein Rennen gelaufen. Wie funktioniert das so mit den Zeitchips? Wie ist es so in der Menge zu laufen? Wie ist da so die Stimmung? Fragen über Fragen. Da kam der Trollinger Halbmarathon in Heilbronn gerade recht, da ich dort momentan sowieso beruflich unterwegs bin. Also nix wie mit meinem Kollegen Peter angemeldet um mal ein bisschen Wettkampfluft zu schnuppern. Einfach mal schauen was so geht, und unter 2 Stunden bleiben wäre schon schön.

Rennstart war für 10.20 angesetzt, Anmeldung bis 9.15. Da wir ja keine Erfahrung hatten wie lange das ganze Prozedere dauert, sind wir frühzeitig hin und waren schon vor halb neun auf dem Parkplatz. Und da zeigte schon was uns erwartet: Menschen über Menschen liefen vom Parkplatz in Richtung Stadion, wo Start und Ziel waren. Na klar, insgesamt 6500 Teilnehmer auf allen Strecken müssen ja irgendwo hin. Ich dachte schon an das Schlimmste, aber die Organisation klappte tadellos. Trotz der Menschenmengen hatte wir in ein paar Minuten alles erledigt. Startnummer vorgezeigt, Umschlag mit allem Kram bekommen, Zeitchip am Schuh befestigt, Startnummer ans Shirt gemacht, Tasche abgegeben, kann losgehen. Damn … es ist ja erst 9.15. So mussten wir also noch ca. 1 Stunde Zeit totschlagen und frieren, denn obwohl das Wetter noch super werden wollte, war es am Morgen erstmal nebelig und nasskalt. Doch auch das haben wir rumbekommen und uns um 10.00 langsam in Richtung Startaufstellung gemacht. Und jetzt ging das Gedränge richtig los, denn natürlich schoben sich nun alle Leute in diese Richtung … ich glaube es waren 3500 – 4000 Leute beim Halbmarathon dabei, da weiß man was los ist. Aufstellung wurde auf einer großen 2-spurigen Straße genommen, aber es war eng wie mitten in der Menge auf einem Rockkonzert.

Gestartet wurde in mehreren Gruppen. Wir waren in Gruppe 3 (für Leute mit einer Zielzeit zwischen 1:45 und 2:00), das war so in etwa die Mitte. 10.20 gings los mit der ersten Gruppe, hier starteten die Topläufer. Um 10.23 gings mit den ambitionierten Leuten weiter, die 1:30 bis 1:45 brauchen wollten. Und so langsam machte sich bei mir auch ein wenig Nervosität breit und ich wollte endlich, dass es losgeht. Natürlich schaut man sich ein bisschen um, wer da so rund um einen rum ist. Rein optisch dachte ich mir ganz unbescheiden: Naja, die meisten hier sollte ich doch packen. Um 10.28 gabs es dann endlich den Startschuss für unsere Gruppe … und sofort die Überraschung: Die versammelte Mannschaft ist losgerannt wie die Feuerwehr. Peter und ich sind bei unseren Trainingsläufen im flachen Gelände immer so mit 10 km/h unterwegs. Das wollten wir auch anpeilen … ein bisschen schneller vielleicht, dass wir unter 2 Stunden bleiben. Aber nichts da, die Meute jagte gleich mit über 12 km/h los. Zum Glück hatte ich meine GPS-Uhr an, die mir dieses für mich ungewohnt hohe Tempo verraten hat. Ich habe dann versucht ein kleines bisschen langsamer zu machen, aber wenn man dauernd überholt kommt man sich auch albern vor. Für Peter, der durch Krankheit und Antibiotika in den letzten zwei Wochen etwas geschwächt war, war das hohe Anfangstempo etwas zu viel und er musste abreißen lassen. Bei lief es jedoch ganz gut und ich konnte das Tempo erstmal halten. Hinzu kam, dass mittlerweile das Wetter echt super wurde und die Straßen durchweg von Zuschauern gesäumt waren. Da waren Blaskapellen, Tanzgruppen oder einfach nur Leute die mal auf der Hauptstraße grillen wollten. Super Stimmung. Da kann man doch nicht langsam machen. Also Augen zu und durch.

Nach 5-6 km die erste Genugtuung: Einige Gesichter vom Start, die gleich vorweg geprescht sind, sehe ich jetzt wieder ziemlich ausgepowert an der ersten Pflegestation stehen. Sie haben eindeutig am Anfang zu viel Gas gegeben. Aber der Gruppenzwang ist echt enorm. Obwohl man weiß, dass es am Ende schmerzen wird … wenn alle schnell rennen, rennt man irgendwie mit. Schon jetzt weiß ich, dass es ein gute Entscheidung war, vorab mal ein Rennen zu laufen, bevor es zum Basetrail geht: Dort bitte bloß nicht zu schnell angehen. Apropos Basetrail: So um Kilometer 8-9 beginnt eine kleine Steigung. Von einem Berg zu reden wäre fast übertrieben, aber immerhin knapp 100 Höhenmeter geht es auf einen Weinberg hoch. Hier zeigt sich jetzt, dass die ganzen Höhenmeter, die ich im Odenwald und Co. hinter mich gebracht habe, nicht umsonst waren. Beim Anstieg lasse ich viele Leute hinter mir, die die Steigung nur gehend bewältigen können. Der nächste Schub Motivation. Oben angekommen hatte ich die Hälfte hinter mir und es ging erstmal wieder bergab. Das Tempo stimmte und so langsam merkte ich meine Beine. Zeit: 52-53 Minuten … läuft doch. Wer schneller rennt, ist schneller da.

Die nächsten Kilometer habe ich mich dann an zwei Typen rangehängt, die schon länger ungefähr mein Tempo hatten. Einer der beiden war scheinbar ein erfahrener Läufer und hat dem anderen immer wieder die Zeit gesagt und auch mal was zu trinken gereicht. Es war ganz angenehm mich von denen ziehen zu lassen, gerade wenn langsam die Kraft knapp wird. Leider habe ich die beiden an der nächsten Verpflegungsstation verloren. Im Rennen trinken ist eh doof und man verschüttet die Hälfte seines Wasserbechers. Aber das ist ja ganz erfrischend. Richtig blöd wird es, wenn man anstatt Wasser einen Becher mit so einem Isostar-Kram erwischt und sich diesen klebrigen Mist fast komplett ins Gesicht leert. Das klebt wie sau und bringt einen kurz aus dem Konzept. Nicht ewig, aber lang genug, dass ich die anderen beiden aus den Augen verloren habe. Also, Mund … äh … Gesicht abwischen und weiter allein durchbeißen. Nur noch knapp 4 km … und ich halte immer noch die 12 km/h. Geilo.

Doch dann wurde es fies: Wir bogen auf eine lange, gerade Straße ein. So weit das Auge reicht nur die verdammte Straße und viele viele Läufer. Auch war die Straße am Ortsrand, also nicht viele Menschen an den Straßen die einen anfeuern. So langsam artete das hier in Arbeit aus. Elendslangsam verging auf diesem Stück die Zeit, aber ständig die Uhr im Blick habe ich nicht locker gelassen. Immer weiter. Nach 2 km wars auch schon vorbei … aber das waren verdammt lange 2 km. Jetzt kamen wir wieder in die Stadt, überall Menschen, tolle Stimmung und haufenweise Anfeuerungsrufe. Das hilft ungemein, da will man sich dann auch nicht mehr die Blöße geben und stehenbleiben. Zumal das Stadion schon fast in Sichtweite war. Noch einmal über eine Neckarbrücke, ab ins Stadion und auf der halben Stadionrunde nochmal kurz die Zähne zusammenbeißen. Und dann: Aus Aus, das Spiel ist aus. Geschafft. Und die Zeit? WOW … 1:48:17 … das ist mind. 10 Minuten schneller als erwartet. Nach den ersten 10 Minuten hätte ich nie erwartet das Tempo so durchhalten zu können. Doch es hat echt gut geklappt. Insofern war es für mich persönlich gar nicht so schlecht, dass die am Anfang aus meiner Sicht losgerannt sind wie die Berserker.

Das Rennen war eine super Erfahrung und hat tierisch Laune gemacht. Jetzt habe ich noch mehr Lust auf den Basetrail. Wenn dann zu der coolen Atmosphäre auch noch die Straße wegfällt und dafür tolle Wege in den Bergen hinzukommen, ja dann kann es ja nur super werden :)

Bilder gibts leider keine von mir, weil ich keine Kamera oder Smartphone dabei hatte. Sondern nur hier die Strecke bei runtastic: http://www.runtastic.com/de/benutzer/tobias-geipert/sportaktivitaeten/68031993

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