Heute haben wir uns die letzte große Tour vor unseren Rennen am Samstag vorgenommen. Die nächsten drei Tage heißt es dann erstmal Pause, Erholung und Regeneration. Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier, also geht es noch mal in die Vollen und wir machen uns auf zum Panorama Ridge (man beachte das Wortspiel im Blogtitel … Haha … lustig … jetzt bitte lachen). Dabei handelt es sich um einen Aussichtspunkt auf den Garibaldi Lake. Knapp 30 km und 1400 Hm purer Spaß und Schmerz, Bitte. Danke!
Es geht wieder in die gleiche Gegend wie bei unserer bisher längsten Runde, der Besteigung des Black Tusk. Nur starten wir diesmal von einem anderen Parkplatz aus, der weiter nördlich in Richtung Whistler liegt. Auf dem Weg dahin fahren wir zufälligerweise noch durch das Olympische Dorf, das nun scheinbar in ein normales Wohngebiet umgewandelt wurde. Nett da, aber deswegen sind wir nicht hier und wir fahren über eine typisch kanadische Forststraße Richtung Startpunkt. Dieser liegt etwas höher als bei der letzten Tour, dafür ist die Strecke ein bisschen weiter. Wir werden sehen. Vom Parkplatz weg geht es erstmal fast nur bergab … schöner Scheiß, wenn man doch eigentlich nach oben will. Der Grund: Wir müssen erst noch den Cheekamus River auf einer kleinen Brücke überqueren. Danach geht es aber endlich aufwärts, wie immer auf einem traumhafter Waldpfad. Das „endlich“ hätte ich mir sparen sollen, denn mir zwicken schon nach den ersten Höhenmetern die Beine. Das hat man davon, wenn man anstatt den geplanten Ruhetag einzuhalten, doch noch mal schnell am Abend mit Kamera auf den Stawamus Chief hochgeht. Also, Tempo raus, nix running, sondern hiking. Jedenfalls für mich, Steve rennt. Wie immer. Trotzdem kommen wir ganz ordentlich voran, auch wenn sich der Weg endlos zieht.
Nach 7-8 km treten wir aus dem Wald und kommen auf eine Ebene namens Helms Creek. Und die Anblicke sind mal wieder atemberaubend. Ringsherum noch schneebedeckte Gipfel, wir laufen über Wiesen, hier und da ein Gletschersee. Mittlerweile sieht man auch den Black Tusk wieder in seiner ganzen Pracht vor einem liegen. Wieso haben die Herr der Ringe eigentlich nicht hier gedreht? Wenn ich Peter Jackson mal treffe, werde ich fragen. Der Weg wird flacher und ich kann auch wieder ein bisschen Laufen. So geht es einige Kilometer mit ganz leichtem Anstieg dahin. Viel Reden muss man nicht, Augen öffnen reicht vollkommen. Die Landschaft wechselt und bald stehen wir in einem Lavafeld. Man kommt sich vor wie in einer Mondlandschaft. Man macht hier quasi 5 Trailruns auf einmal, unglaublich. Nachdem wir auch die Lavareste durchquert haben, geht es wieder aufwärts zum Panorama Ridge.
Und wie es wieder hoch geht. Die Steigung ist knackig, der Untergrund wird wieder geröllig und ein paar kleine Schneefelder sind auch mit am Start. Also alles was den Beinen Spaß bringt. Die Sonne brennt, die Beine noch mehr, aber die Umgebung entschädigt einen für alle Strapazen. Gaaanz langsam kommen wir unserem Ziel näher, aber die Aussicht auf den Garibaldi Lake lässt noch auf sich warten. „Nur noch diese Kuppe, dann haben wirs … Ach, doch nicht … dann eben die nächste … Ok, nur noch das Schneefeld … Aarrrgghhh!!!“. Aber was soll ich sagen, es gibt eben Dinge, die muss man sich einfach verdienen. Und die Aussicht von dieser Bergkette, der Panorama Ridge, ist wohl mit die beste, die ich jemals erblicken durfte. Also darf es auch ein bisschen weh tun.
Irgendwann ist es dann aber doch endlich soweit (für den einen ein paar Minuten früher als für den anderen 😉 ) und wir treten hoch auf den Aussichtsberg. Und das was man da zu sehen bekommt verschlägt einem wirklich die Sprache … also bin ich ruhig ……………………………… Oder auch nicht, denn sonst wäre der Blog ja sinnlos. Das ist also die Aussicht: Direkt unter uns der Garibaldi Lake, im Hintergrund der Mount Garibaldi, rundherum noch viele andere, schneebedeckte Berge. Eigentlich soweit das Auge reicht. Ein Blick nach rechts zeigt den Black Tusk, einer der interessantesten Gipfel die ich kenne. Hier will man nicht wieder weg, wären da nicht diese garstigen Fliegen. Die verderben einem leider ziemlich die Lust sich hier länger aufzuhalten. Jemand hat erzählt, dass diese Biester in ein paar Wochen verschwinden werden. Ich hoffe es für zukünftige Wanderer. Zum Glück sind die wenigstens auf den Fotos nicht mit drauf (oder etwa doch? ;)).
Zurück führt uns derselbe Weg wie hinauf. Es könnte schlimmer sein. Die meiste Zeit geht es gemächlich bergab, also rennen wir alles wieder zurück: Über Schneefelder, Geröll, Lavafelder, Wiesen, Wald und einen Fluss. Die letzte Stunde geht es nur noch diesen nicht enden wollenden Waldweg entlang. Wir sind wie in Trance: Nicht reden, sondern laufen, springen, landen. Konzentrieren, sonst stolpert man über eine der vielen Wurzeln, aber irgendwie geht es wie von allein. Die Stunde fühlt sich abwechselnd an wie 10 Minuten und ein ganzer Tag. Komische Dinge tut der Kopf, wenn man völlig ausgepowert ist. Kurz vor dem Parkplatz schaue ich auf die Uhr: 04:58:30 sind wir netto unterwegs. Steve ist schon ein bisschen voraus gelaufen, der dürfte schon am Auto stehen. Und ich will da auch ankommen, bevor die Uhr die 5-te Stunde voll macht. Also die schmerzenden Knie vergessen und Endspurt. So schnell mich meine müden Knochen tragen sprinte ich die letzten Meter. Steve steht schon am Parkplatz und schaut mich irritiert an. Ich schreie nur irgendwas von „UNTER 5 STUNDEN!!!“. Als ich an der Infotafel ankomme, wo ich die Uhr gestartet hatte, steht auf meiner Uhr 04:59:47. Geschafft! Was bringts? Nix …. Oder alles?
Steves Blogbeitrag: http://www.uptothetop.de/2013/08/07/panorama-ridge-trailrun/
Laufinfos: http://www.movescount.com/moves/move16850750
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