Schon seit einem Jahr wollten mein Bruder und ich in Madeira einen kleinen Wanderurlaub machen. Der Termin war nicht zufällig gewählt, denn eigentlich wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und beim Madeira Ultra Trail (MIUT) die 40km-Strecke als Vorbereitung auf die Transvulcania zu laufen. Doch als wir endlich soweit waren unsere Flüge zu buchen und das fix zu machen, war die Registrierung schon zu. Dumm gelaufen, aber egal. So war ich eben doch nur Tourist.

Genau wie die Buchung verlief auch die Anreise ein wenig schleppend. Zunächst war da die Tatsache, dass ich von den letzten 30 Stunden vor Abflug ca. 25 mit Umzugshilfe verbrachte, Möbel schleppte, diese durch die halbe Republik fuhr und Wände zuspachtelte. Ein paar Stunden Schlaf, schnell packen und ab zum Flughafen. Dort stellte sich heraus, dass jeglicher Anflug von Eile umsonst war: Fluglotsenstreik in Frankreich = 2,5 Stunden Verspätung für den Flug nach Lissabon. Den Anschlussflug nach Funchal hätten wir damit verpasst und haben schon eine Nacht in Lissabon einkalkuliert. Aber auf die Fluglotsen kann man sich ja verlassen und dieser Flug hatte auch noch ordentlich Verspätung, so dass wir sogar nochmal ca. ne Stunde in Lissabon warten mussten. Nach einem kurzen Flug dann in Funchal das nächste Warten, diesmal auf das Gepäck. Doof nur, dass mein Rucksack nicht kam und das Gepäckband bald abgeschaltet wurde um mir unmissverständlich klar zu machen, dass er auch nicht mehr kommen würde. Also weiter zum „Lost Luggage“-Schalter. Und während ich da so stehe, sehe ich meinen Rucksack dort einfach an der Wand lehnen. Wie er da hin kam, keine Ahnung. Vielleicht hatte sich der Pilot draufgesetzt um höher zu sitzen, mein Rucksack war nämlich voll weich. Mir auch egal. Das Ding geschnapp und weiter zum Mietwagenschalter von Budget. Und wieder doof: Die haben dort gar keinen Schalter. 6 andere Firmen: Ja. Bugdet: Nein. Ein gar nicht mal so netter Mitarbeiter eines anderen Mietwagenanbieters gab uns dann die Auskunft, dass die hier kein Office hätten. Wir sollten schauen, ob irgendwo jemand mit nem Namensschild rumsteht. Aber nein, auch das nicht. Da es uns mittlerweile zwar an Lust, nicht jedoch an Kreditkarten mangelte, entschieden wir einfach bei einem der Anbieter ein Auto zu nehmen. Am wenigsten los war bei AVIS, also da hin …. und was sehen wir da? Ein Miniwinzschild hinter dem Tresen mit der Aufschrift „Budget“. Merke: Budget arbeitet auf Maderia mit AVIS irgendwie zusammen und nutzt deren Schalter mit. Tatsächlich bekommen wir auch unser Auto und sind mit 5 Stunden Verspätung endlich im Hotel. Zu Essen gab es nix mehr, aber das Bier schmeckte dann echt gut.

Wanderung in Funchal

Am ersten Tag in Madeira, wollten wir uns zunächst ein bisschen in und um Funchal aufhalten ohne groß durch die Gegend zu fahren. Mein Bruder deckt sich vor Reisen immer komplett mit Reiseführern ein, so dass es nicht schwer war eine passende Wanderung zu finden. Wir starteten vom botanischen Garten und wanderten durch ein Tal hoch nach Monte. Die meisten Leute gehen diese Route bergab, was wohl der Grund dafür ist, dass der Weg von unten her nicht ausgeschildert ist. Es dauerte einige Zeit, bis wir den richtigen Zugang fanden. Dann war es jedoch eine nette Wanderung immer mit einem Bächlein in Blick- und Hörweite. Besonders interessant fand ich, dass man eigentlich noch mitten in Funchal war. Am Rande des Talkessels konnte man Häuser sehen, weit über uns querte einmal die Autobahnbrücke und trotzdem kam man sich selbst manchmal vor wie im Urwald. Komisch, aber interessant.

In Monte angekommen suchten wir nach den bekannten Korbschlittenfahreren, konnten aber leider keine finden. Für den Rückweg wählten wir eine andere Strecke, die in Teilen an einer Levada entlangführte. Jeder, der schon mal auf Madeira weiß, was eine Levada ist. Wer nicht, kann es hier nachlesen. Den Abschluss des Rückwegs bildete die wahrscheinlich steilste abschüssige und dabei rege befahrene Straße, die ich bis dahin jede gesehen hatte (zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass ich noch einige dieser Straßen selbst fahren würde, denn Funchal ist voll davon). Leider kommt das auf den Bilder nicht so raus, aber ich sage euch: Es ist verdammt steil. Schaut euch mal den Track am Ende bei Strava an.

Am Abend drehten wir noch  eine kleine Runde durch die Altstadt von Funchal. Dabei kamen wir am Ronaldo-Denkmal vorbei, dass völlig typgerecht so platziert ist, dass es wirklich für JEDEN Tourist, der mit dem Kreuzfahrtschiff ankommt, das erste ist, was er von Funchal sieht. Die Altstadt fand ich hübsch, aber natürlich sehr touristisch und man sieht hauptsächlich Restaurants.

Apropos Restaurants. Auch wenn ich normalerweise nix darüber schreibe, hier noch ein kleiner Tipp, wenn man mal RICHTIG gut Essen will ohne gleich arm zu werden. Einfach weil so begeistert war: Tripadvisor hat uns zum Armazem do Sal geschickt und das war der beste Tipp ever. Man kann sich für 39€ ein 3-Gänge Menu aus der Karte zusammenstellen und bekommt zu jedem Gang den passenden Wein gereicht. Das Essen war Top. Die gereichten Weine waren Top (und auch noch reichlich 😉 ). Das Ambiente war Top. Der Service war Top. So etwas bekommt man in Deutschland wahrscheinlich nirgends zu diesem Preis.

Wanderung auf Strava