Meine Knie haben leider immer noch was gegen das Laufen. Der „Rat der Medizinmänner“ (Kollegen in meinem Büro, alles IT-ler, also topkompetent in dem Bereich) geht von einer Meniskusreizung aus, was sich mit der Meinung meines Orakels (Google) deckt. Jedenfalls fangen beim Laufen meine Knie immer ziemlich schnell an zu schmerzen, im Alltag und auf dem Ergometer merke ich jedoch nichts. Also wird nicht gejammert, sondern ich suche mir für die nächsten 2-3 Wochen ein paar andere Aktivitäten zum Trainieren (denn es steht ja nach wie vor im Sommer ein bisschen was an), in der Hoffnung, dass ich die Knie einfach ein bisschen überlastet habe und sich das von alleine behebt. Heute im Angebot: Das Fahrrad. Später in diesem Programm: Schwimmen und/oder Kraftheimtraining.

Da gestern der Rodgau50 Ultramarathon stattfand, habe ich am Vorabend entschlossen da einfach mal hingefahren. Google Maps hat je nach Routenwahl ca. 25-27 km für die einfache Strecke angegeben und ich habe mir für diesen Blogeintrag schon tolle Vergleiche ausgedacht, wie  „Der Sieger war auf 50km zu Fuß schneller als ich mit dem Rad“ oder sowas. Tja, daraus ist nichts geworden, denn ich war ein gutes Stück länger unterwegs. Angefangen hat alles damit, dass ich mir im Vertrauen auf meine Navigationsfähigkeiten und Beschilderung die Route vorher nicht wirklich angeschaut habe. Schließlich bin ich ja in der Gegend, in einem Ort am Rhein, aufgewachsen und kenne mich hier aus … dachte ich. Ich habe dabei eben nur übersehen, dass früher der Horizont eben nur bis Darmstadt gereicht hat und dahinter war Ende. Westlich von Darmstadt kann ich mich wohl in jeder Ortschaft orientieren, weil ich oft genug dort war (Jugendfussball, Schulfreunde, Kerb, etc.). Aber östlich von Darmstadt? Das wär früher einfach nur „hinter Darmstadt“ und „da kommt bald Bayern“. Diese Einsicht kommt mir so nach 30 Minuten, als ich das erste Mal die Waldwege verlasse, die ich vom Laufen kenne.

Gut, in Zeiten der Smartphones ist das nicht so schlimm. Google Maps hat ein Navi dabei, von meiner vorherigen Suche am heimischen Rechner wird mir sogar schon die Route vorgeschlagen und ich muss nur noch „navigieren“ drücken. Kurz Strecke checken, ich bin richtig, in 2 km links wieder in den Wald und dann nach einiger Zeit wieder rechts. Passt. Smartphone wegpacken. Ihr merkt den Fehler? Ich hab das Navi nicht ausgemacht. Und wer die Funktion schon mal genutzt hat, weiß wie sehr das auf den Akku geht. Als ich nach ca. 30 Minuten wieder auf das Display schaue, werde ich schon angemeckert, dass der Akku nur noch auf 10% ist (natürlich hatte ich das Teil über Nacht auch nicht geladen). Also kurz Strecke einprägen und dann ausmachen und möglichst nicht mehr nutzen, damit ich wenigstens noch telefonieren kann, falls mir ein Reifen platzt oder sowas. Und so geht es dann dahin …

Ich hatte mir den direktesten Weg ausgesucht, wollte gezielt viel durch den Wald fahren und Straßen meiden. Trailrunner eben. Doch auch hier eine Fehleinschätzung meinerseits: Man kann mit einem Fahrrad nicht so einfach überall langfahren, wo man mit Trailrunningschuhen einfach langhottet. Es dauert nicht lange, bis der geplante Weg aufgrund des Regens der letzten Tage komplett unter Wasser stand und tiefmorastig war. Ich muss eine andere Abzweigung nehmen. Die Beschilderung ist nicht existent, wenn man sich auf irgendwelchen Forstwegen und nicht auf den ausgeschrieben Radwegen tummelt, das Smartphone hat keinen Saft und auskennen tu ich mich eh nicht. Gute Mischung. Long story short: Der Hinweg wurde eine ziemliche Odyssee. Wie man meinem Move entnehmen kann, habe ich nicht wirklich den direkten Weg genommen, bin mehrfach umgekehrt oder auch einfach mal den falschen Waldweg kilometerlang geradeaus gefahren, so dass ich an dessen Ende nochmal unnötigerweise ein paar Zusatzkilometer rechtwinklig zurücklegen musst. Der Hinweg war also 38km lang anstatt der erhofften 25km … Knapp vorbei ist auch daneben ;). Beim Rennen angekommen, waren die beiden Sieger jeweils schon im Ziel, aber ich habe trotzdem noch eine halbe Stunde zugeschaut und ein bisschen angefeuert. Sogar @RedCherryPepper von Running Cherry habe ich wohl kurz gesehen. Aber da kam ich gerade erst an, war mit Absteigen beschäftigt und habe es zu spät gerallt, sonst hätte ich mal Hallo gesagt.

Und damit gleich zur nächsten Fehleinschätzung: Meine Hoffnungen auf irgendetwas zu Essen oder Trinken wurden leider nicht erfüllt. Geld hatte ich zwar dabei, es gab dort nur nichts zu kaufen. Es gab lediglich Verpflegung für die Läufer, jedoch nichts für die Zuschauer. Jedenfalls habe ich an Start/Ziel nichts dergleichen gefunden. Dies hat mich schon überrascht, da hier ja einige Zuschauer am Anfeuern sind. Dies würde sich beim Rodgau50 erst recht anbieten, weil die Läufer ja immer 5km-Schleifen laufen, also 10 Mal an Start/Ziel vorbeikommen, dort auch bejubelt werden, also die Leute da auch lange rumstehen. Kein Vorwurf, die können ja nicht ahnen, dass ich meinen Nachschub auf diese Hoffnung gestützt hatte und komplett ohne Verpflegung gestartet bin. Aber ich denke da lässt sich der Veranstalter leicht verdientes Geld durch die Lappen gehen. Da sich langsam Durst und Hunger bei mir breit machten, habe ich mich dann auch nicht mehr lange aufgehalten und bin bald wieder los.

Schon kurz nach Aufnahme des Rückwegs, wurde es etwas mühsam. Zunächst wurde ich gleich wieder von meinem geplanten Weg abgebracht, diesmal durch Forstarbeiten. Ein erneuter Umweg war die Folge. Dann hat nach der Pause mein Hintern aber mal so riiiiicccchhhtttiiig angefangen zu schmerzen. Scheiß schmaler Sattel, wenn man es nicht gewohnt ist. Also bin ich in der Folge weniger wie Jan Ullrich, sondern mehr wie Lance Armstrong gefahren. Wer früher Tour de France geschaut hat, weiß was gemeint ist. Diese Fahrweise und die Tatsache, dass ich auch noch massiven Hunger bekam, haben sich dann mit der Zeit auch in den Beinen bemerkbar gemacht, die sich bis dahin erstaunlich gut angefühlt hatten. Der Tank war leer. Glücklicherweise hatte ich nach dem erneuten Umweg beschlossen ab jetzt Fahrradwege entlang den Bundesstraßen zu fahren, um weitere Verfahrer zu vermeiden. So dauert es nicht lange bis zur nächsten Tankstelle wo ich dann erstmal nachgefüllt habe: Ein Almdudler, ein Zweierpack Snickers und ein Müsliriegel wurden quasi inhaliert. Danach ging ich es erstmal etwas gemütlich an, aber schon nach 10 Minuten fühlte ich mich wieder deutlich besser. So einen massiven positiven Effekt nach dem Essen/Trinken habe ich beim Laufen noch nie erlebt. Der Rest der Rückreise verlief komplett unspannend, außer dass ich mit schwereren Beinen erst feststellte, dass man hier doch so einige Höhenmeter überwinden muss, die mir auf dem Hinweg kaum aufgefallen waren.

Am Ende standen ca. 70km (Jaja, der Move zeigt nur 68,5km, aber ich hatte die Uhr auch mal kurz aus versehen aus :p) auf dem Tacho und ich war sehr zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so eine Strecke doch unbeschadet durchfahren kann, zumal im Wald die Wege aufgrund der Nässe teilweise alles andere als gut zu fahren waren. Auch die Knie machten keine Probleme. Proud. Und trotz einiger Widrigkeiten und Fehleinschätzungen hatte ich echt Spaß. Vielleicht mach ich das mit dem Rad öfter.

movescount