Schon seit Anfang letzter Woche war sich der Wetterbericht sicher, dass es in Süddeutschland am Wochenende viiieeeellll Sonne geben wird. Da ich sonst noch keine Pläne hatte, fiel die Entscheidung schnell: Ich fahre nochmal in die Berge. Wahrscheinlich das letzte Mal für dieses Jahr. Gedacht, getan. Die Suche nach dem Ziel war nicht ganz einfach: „Irgendwohin wo ich mich schon auskenne .. keine Lust auf Wegrecherche“. „Hm, zum Königssee ist es schon ziemlich weit“. „Hm, in Oberstdorf war ich erst vor ein paar Wochen“. Schließlich wurde es Grainau. Vor 2-3 Jahren hätte ich an dieser Stelle wohl noch von Garmisch geschrieben, aber mittlerweile ist Grainau unter den Trailrunnern sicherlich bekannter als dieser unscheinbare Olympia-Standort.

Da ich nur für eine Nacht dort unten bleiben wollte, ging es am Samstag entsprechend früh um kurz nach 5 Uhr los. Auf der Fahrt habe ich das erste Mal ein bisschen mit meiner neuen GoPro rumgespielt und mich an einer Timelapse probiert.

In Grainau angekommen verliere ich keine Zeit und starte direkt los. Mein Plan ist durch die Höllentalklamm zur Höllentalangerhütte (oder zur Baustelle derselben) zu laufen und von dort über einen Steig auf den Osterfelder Kopf. Dann möchte den finale ZUT-Downhill nach unten nehmen und mal schauen wie ich den so schaffe, wenn die Beine nicht ganz so matschig sind. Doch schon am Parkplatz in Hammersbach wird der Plan in Frage gestellt. Groß prangt da ein Schild: Höllentalklamm GESCHLOSSEN! Kurz überlege ich, ob ich nicht einfach direkt über das Kreuzeck zum Osterfelder hoch laufe, aber die Neugierde packt mich und ich versuche einfach mein Glück mit der Klamm. Nach 20 Minuten erreiche ich den Zugang und eine Kette besagt nochmals, dass die Klamm geschlossen ist. Es ist jedoch außerdem der Stangensteig ausgeschildert, der scheinbar oberhalb der Klamm zur Hütte führt. Diesem folge ich nun und es geht direkt steil bergauf und schon kurze Zeit später befinde ich mich einige 100m oberhalb des Klammeingangs. Ein sehr schöner Weg, der trotz der schwarzen Markierung in meinen Augen sehr einfach zu gehen ist, Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Später quert man einmal die Klamm über eine Brücke in luftiger Höhe und nach einer guten Stunde komme ich am oberen Klammausgang an. Hier muss ich nun den Hammersbach queren, was nicht ganz so einfach ist, da die Brücke bereits abgebaut wurde. Ich hole mir erstmals nasse Füsse. Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dann der weitere Weg zur Höllentalangerhütte ist noch ziemlich zugeschneit, da hier ins Tal die Sonne so gut gar nicht mehr hinein scheint. Ich treffe einen Kletterer, der sich am Aufstieg zur Zugspitze versucht hat, aber umgekehrt ist, nachdem er bis zur Brust im Schnee gesteckt hat. In der Folge sehe ich noch 4-5 Leute mit Klettergeschirr, die sich auf den Rückweg machen.

Ich gehe nicht weiter in Richtung Zugspitze, sondern zweige nach der Hütte ab und versuche über den Rindersteig zum Osterfelderkopf zu kommen. Viel Hoffnung habe ich nicht, dass ich besonders weit komme, da ich doch immer mal durch knietiefen Schnee stapfen muss. Und auf 1400Hm ist dann auch Schluss. Wo in den Sommermonaten eine Brücke ist, ist jetzt nur eine 5m breite Schlucht. Das wars, ich muss umkehren. Ich laufe zurück in Richtung Höllentalklamm und sehe nun, dass eigentlich alle Rückkehrer sich nicht auf den Steig begeben, sondern in die Klamm marschieren. Also nichts wie hinterher. Die Geländer sind zwar alle abmontiert, aber ansonsten ist der Weg durch die Klamm kein Problem. Die Gefahr im Winter besteht hauptsächlich in Lawinen, die in die Klamm stürzen. Da ich jedoch heute schon oberhalb der Klamm war, kann ich bezeugen … hier liegt kein Schnee. Der kommt erst tiefer im Talkessel. Also alles gut. So komme ich dann doch noch in den Genuss der Klamm. Mir persönlich hat sie besser gefallen als die nahe Partnachklamm, das kann jedoch auch daran liegen, dass heute bis auf ein paar Kletterer keine Besuchermassen unterwegs waren.

So stehe ich nun wieder am Ausgangspunkt in Hammersbach und bin leicht unzufrieden. Was tun mit dem angebrochenen Tag? Zwar fühle ich mich schon ein bisschen müde, weil das Schneegestöber ziemlich kraftraubend war, aber ein bisschen mehr Aussicht will ich heute noch genießen und schließlich war mein Ziel ja der Osterfelderkopf. Also nehme ich den Weg, den man beim #ZUT runterkommt, diesmal im Aufstieg. Jeder Teilnehmer wird sich an den finalen Downhill erinnern und ihn als ziemlich steil, teilweise rutschig und eklig in Erinnerung haben. Ich muss sagen: Bergauf ist es auch nicht besser. Jedenfalls nicht, wenn man schon einige Kilometer in den Knochen hat und sich langsam das Knie mit Schmerzen meldet. So gehe ich in gemächlichem Tempo bergauf und freue mich, dass es hier keinen Schnee hat. An der Talstation des Längenfelder Lifts angekommen (da wo beim ZUT die Verpflegung ist), habe ich eigentlich schon beschlossen den Anstieg zur Alpspitzbahn auszulassen und mich stattdessen am Kreuzeck in die Sonne zu setzen. Doch da kommt ein Wanderer auf mich zur und fragt ungläubig: „Sind sie jetzt bis hier hoch gerannt und wollen weiter zur Alpspitzbahn?“ „JA, NATÜRLICH.“ Scheiß Ehrgeiz. Also geht es nach einem kurzen Plausch weiter und ich kämpfe mich zum Alpspix hoch. Mal wieder. Schöner wird dieser Abschnitt auch nicht ;). Diesmal noch deutlich erschwert von ordentlich Schnee, der von den Touristenmassen platt getreten ist. Eine ziemlich Rutschpartie ist das und so brauche ich für die finalen 400Hm nochmal geschlagene 50 Minuten. Dafür werde ich mit einem tollen Ausblick belohnt und 20 Minuten Sonnenbaden sind mir auch noch vergönnt.

Da es nun schon langsam kalt wird, mein Knie schmerzt und ich auf die Rutscherei keine Lust habe, beschließe ich mit der Bahn hinab zu fahren. Schade um den Downhill, aber das wäre heute keine Freude geworden. Einen Tag mit eigentlich gleich zwei schönen Touren, lasse ich im Wellnessbereich des Hotels ausklingen. So muss das sein.

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