Nachdem ich den vorherigen Tag aufgrund von Knieschmerzen mit einer Seilbahnfahrt beendet hatte, wollte ich am Sonntag eigentlich nur gemütlich frühstücken und dann nach Hause fahren. Schließlich bin ich abends noch die Treppe hinunter gehumpelt, also würde rennen wahrscheinlich nicht sooo viel Spaß bringen. Doch kaum mache ich am Morgen die Augen auf, ist die Vernunft wie weggeblasen. Mein Blick fällt vom Bett aus durchs Fenster direkt auf einen Berg, der schön in der Morgensonne über Garmisch-Partenkirchen trohnt. Ich schaue direkt auf seine Südseite, welche im Gegensatz zum winterlichen Vortag weitgehend schneefrei aussieht. Sehr verlockend. Noch habe ich keine Ahnung um welchen Berg es sich handelt, aber eine kurze Googlesuche später weiß ich, dassich den Kramer(-spitz) vor mir habe. Die Entscheidung ist schnell gefallen und ich beschließe wenigstens noch eine kleine Wanderung zu versuchen.

Offensichtlich ist der Berg nicht großartig touristisch erschlossen, so dass es gar nicht so einfach ist Infos über Aufstiegsmöglichkeiten zu finden. Bald habe ich keine Lust mehr zu recherchieren und fahre einfach mal in Richtung Berg. Ist ja nicht zu übersehen. An der Stelle, wo ich mich laut Navi am nächsten zum Gipfel befinde, und wo auch schon einige Autos geparkt sind, halte ich an und laufe los. Das Laufen wird schon nach 5 Minuten zum Gehen. Mit dem Knie ist heute eine Wanderung angesagt. Nach ein bisschen orientierungslosem Hin und Her entdecke ich endlich ein Schild in Richtung „Stepbergalm“. Der Name sagt mir zwar nix, aber es geht bergauf und bergauf ist gut. Der Weg startet direkt als Singletrail, wird aber schon bald eher ein steiler, unmarkierter Trampelpfad. Vereinzelt kommt man an roten Markierungen vorbei, aber trotzdem ist der Orientierungssinn gefordert. Mehrfach muss ich stoppen und nach einem Pfad Ausschau halten, manchmal verliere ich ihn auch komplett um ihn dann ein paar Minuten wieder zu finden … oder einen anderen.

Die ersten 300-400 Hm sehe ich den Gipfel noch leicht links vor mir liegen und ich möchte eigentlich auch von dieser Seite aufsteigen, aber irgendwann finde ich in dieser Richtung keine Wege mehr und ich muss mich weiter links halten. So muss ich dann ca. 2km ohne großen Höhengewinn queren. Diese Querung ist sehr mühsam, weil hier 10-15 umgestürzte Bäume im Weg liegen. Und da das Geländer sehr  steil ist, fällt es auch nicht immer leicht diese zu umgehen. Direkt nachdem ich einen Abzweig in Richtung Gipfel verpasst habe, kommt mir zum Glück ein Wanderer entgegen und zeigt mir den Weg. Ich hatte schon Zweifel, ob es hier überhaupt irgendwo hoch geht und wenn mich nun mein Weg wieder bergab geführt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr umgekehrt. Danke dafür.

Der Kramer liegt nun rechterhand vor mir und nun geht es wieder auf direktem Weg hinauf. Das Knie macht bei dem langsamen Tempo bergauf keine Probleme, aber die Oberschenkel brennen nun ziemlich. Aber wenigstens geht es voran und bald trete ich hinaus auf eine Alm. Das muss wohl die Stepbergalm sein (dachte ich jedenfalls … tatsächlich ist die Stepbergalm eine Hütte, die ein gutes Stück weiter westlich liegt). Und vor mir öffnet sich ein wunderbarer Blick auf Garmisch und das Zugspitzmassiv. Schon jetzt hat sich die Wanderung gelohnt. Der Kramer ist nun auch schon gut sichtbar und man kann schon einige Leute erkennen. Somit sollte auch das Thema Schnee kein Problem darstellen. Von nun an geht es zunächst über Wiesen und später etwas Geröll hinauf. Ein paar Minuten vor dem Gipfel treffe ich auf einen breiten Wanderweg, der wohl deutlich flacher von Westen her kommenden auf den Kramer führt. Das scheint sowas wie der „Normalweg“ zu sein, allerdings sehe ich auch hier keine Schilder. Ich folge dem Weg auf den Gipfel und haue mich dort in die Sonne. Es bietet sich auf knapp 2000Hm ein gigantischer Ausblick bei super Wetter.

Es sind zwar noch 10-12 Leute mit mir dort oben, aber kein Vergleich zu den Touristenmassen an Alpspix und Co. Und die Tatsache, dass man sich hier angeregt über Garmischer Lokalpolitik unterhält, legt die Vermutung nahe, dass hier eher die Einheimischen hinkommen und weniger die Touristen. Nach einem kleinen Sonnenbad trete ich über den gleichen Pfad den Rückweg an. Aber der Abstieg wird leider weniger lustig. Wie gerne würde ich nun Vollgas den Downhill nehmen, denn es liegen 1200Hm ausschließlich Singletrail vor mir. Doch leider mit dem Knie gar nicht möglich. Der Aufstieg war kein Problem, aber jetzt merke ich jeden Schritt. Und das wird naturgemäß in der Folge nicht besser. Ich versuche das Knie irgendwie zu entlasten, aber irgendwann muss ich doch den Berg hinab humpeln. Schade, aber war ja eigentlich zu erwarten. Trotzdem eine traumhafte Tour. Ich kann jedem Wanderer/Läufer in Garmisch, der vor steilen und technischen Singletrails nicht zurückschreckt, nur empfehlen dem Kramer einen Besuch abzustatten. Gerade im Frühjahr oder Herbst bietet er sich wohl an, weil man sich die ganze Zeit auf der Südseite aufhält (jedenfalls auf dieser Route) und somit weniger mit Schnee zu kämpfen hat. Im Sommer muss man sich dann natürlich darauf einstellen, dass man gerade auf den Almen ziemlich gebraten wird.

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